Die HARTING Technologiegruppe in Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) ist im Geschäftsjahr 2017/18 (30. September) erneut zweistellig gewachsen. Mit einem Plus von 13,4% erzielte das weltweit tätige Familienunternehmen einen Umsatz von 762 Mio. € (Vorjahr: 672 Mio. €) und damit einen weiteren Rekord in der 73-jährigen Konzerngeschichte. Die Zunahme übertraf damit deutlich die Prognose des Vorstands von fünf bis sechs Prozent auf der letztjährigen Jahrespressekonferenz im Dezember 2017.
„Das ist eine Top-Performance, die uns stolz macht. Mit der geschäftlichen Entwicklung sind wir sehr zufrieden“, freute sich der Vorstandsvorsitzende Philip Harting. HARTING hat mit diesem erneuten Umsatzsprung einen weiteren großen Schritt in Richtung Weltunternehmen gemacht. Das Wachstum kam aus allen Regionen und allen Märkten. Damit hat das Unternehmen den Umsatz in zehn Jahren mehr als verdoppelt: Im Geschäftsjahr 2007/08 betrug der Umsatz 345 Mio. €.
„Mit unserem globalen Netzwerk aus Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsgesellschaften sind wir bestens aufgestellt. Unsere Kunden wissen, dass sie sich auf die bewährte HARTING Qualität unserer Produkte, Konnektivitätslösungen und Services verlassen können.“ HARTING ist Wegbereiter und Partner von Industrie 4.0, wie Philip Harting weiter deutlich machte: „Dort, wo es um Automatisierung, Digitalisierung und die Vernetzung von Maschinen mit der Cloud geht, gehören unsere Produkte und Lösungen zu den weltweit besten in der Branche.“ Wachstumstreiber waren die Impulse aus den Marktsegmenten Transportation, Maschinenbau, Automation und Robotik.
Wachstum in allen Regionen
Zum positiven Ergebnis trugen alle Regionen bei, in denen HARTING tätig ist. Das stärkste Plus gab es in der Region Asien mit einer Steigerung von 18% auf 187 Mio. € (Vorjahr: 158 Mio. €). In Europa (ohne Deutschland) und dem Nahen Osten, EMEA genannt, nahm der Umsatz um 17% auf 263 Mio. € (Vorjahr: 225 Mio. €) zu. In der Region Americas verzeichnete die Technologiegruppe ein Plus von 8% auf 79 Mio. € (Vorjahr: 73 Mio. €). Auch in Deutschland entwickelte sich das Geschäft weiter positiv. Hier verbuchte HARTING ein Plus von 8% auf 233 Mio. €. (Vorjahr: 216 Mio. €). „Auf dem bereits hohen Niveau in Deutschland konnten wir noch einmal eine Schippe drauflegen. Das ist eine erfreuliche Leistung“, sagte Philip Harting. Rund 70% (69,4%; Vorjahr: 67,8%) des Gesamtumsatzes erzielt die Technologiegruppe mittlerweile im Ausland.
HARTING setzt Standards
HARTING bietet die passenden Produkte und Lösungen, die die Kunden und die Branchen verlangen, wie die letzten Normungserfolge eindrucksvoll unterstreichen. So konnte HARTING mit dem ix Industrial und der IEC 61076-3-124 einen neuen Standard für miniaturisierte Ethernet-Schnittstellen am Markt etablieren. „HARTING geht in der Branche voran und setzt globale Standards“, freute sich Philip Harting. „Die Kunden erwarten marktkonforme Standards. Eine Insellösung hilft ihnen langfristig nicht weiter.“
HARTING machte einen weiteren großen Schritt auf dem Weg zur Standardisierung von Single Pair Ethernet mit der IEC 61076-3-125. So haben sich jetzt alle relevanten Standardisierungsgremien für das HARTING Design eines SPE Steckgesichts entschieden. Mit aktiver und erfolgreicher Normungsarbeit setzt HARTING so auch im Bereich Single Pair Ethernet die Eckpunkte und Voraussetzungen für eine leichtere, IP-basierte Ethernet-Anbindung bis hinunter an einzelne Sensoren. Die Vorteile für den Anwender: Platz- und Gewichtsersparnis bei gleichzeitigem Wegfall von ehemals notwendigen Gateways.
HARTING Kernkompetenzen helfen anderen Unternehmen in OWL
HARTING wird das Thema Digitalisierung weiter mit Hochdruck vorantreiben, wie der Vorstandsvorsitzende Philip Harting deutlich machte. Von den innovativen Lösungen im Bereich Digitalisierung und der Marke HARTING profitieren auch einzelne Tochtergesellschaften der Technologiegruppe. So stellte HARTING Applied Technologies für die Produktion von BERNSTEIN Sicherheitsschaltern eine Produktionsanlage her, die im August in der BERNSTEIN Produktionsstätte in Hille-Hartum übergeben wurde. HARTING Applied Technologies ist ein anerkannter Spezialist im Sondermaschinenbau, wie die erneute Auszeichnung „Excellence in Production“ im November unterstrich. Insgesamt gewann Applied Technologies den Award zum dritten Mal in Folge.
„Mit unserer Kompetenz im Bereich Konnektivität, Infrastruktur und Maschinenbau helfen wir anderen Mittelständlern hier in der Region Ostwestfalen-Lippe noch effektiver und leistungsfähiger zu werden“, betonte Philip Harting. Auch HARTING Systems, Spezialist für Verkaufssysteme und Warenverkaufsautomaten im Retail-Bereich (Einzelhandel und Tankstellen), profitiert von der Digitalisierung und dem Know-how in der Technologiegruppe. Auf der Messe „EuroCIS“ im Februar stellte HARTING Systems innovative, digitale Lösungen für den Warenverkauf vor.
Zukunftsmarkt E-Mobilität
Große Chancen sieht der Vorstandsvorsitzende in dem Thema Elektromobilität. HARTING hat nun mit den Partnern Rinspeed und KUKA eine automatisierte Lade-Lösung geschaffen: Der Ladeassistent – ein Greifroboter von KUKA – führt den DC-Combo-2-Steckverbinder optimal in die Ladesteckdose am Fahrzeug. Nach dem Ladevorgang zieht der Roboter den Steckverbinder samt Kabel wieder ab, und das Fahrzeug ist nach kurzer Zeit wieder einsatzbereit. Die Bereitstellung der leistungsstarken DC Versorgung ist optimal an den Ladeassistenten angepasst.
Die Tochtergesellschaft HARTING Automotive ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen und investiert in die Ausweitung ihrer Produktionskapazitäten in Sibiu und Agnita (Rumänien). Das Unternehmen ist seit langem auf dem Markt der Zulieferindustrie Automotive zuhause und verzeichnete zuletzt eine stark gestiegene Nachfrage nach E-Mobility-Lösungen. Auf der Basis seiner jahrzehntelangen Erfahrungen im Bereich von Anschluss- und Übertragungstechnik entwickelt und produziert das Unternehmen Lade-Equipment für Elektro- und Plug-In-Hybridfahrzeuge. Die Schnellladetechnik (Fast-Charging) ist ein überzeugendes Beispiel des wachsenden Marktbedarfs und führt zu einem stetigen Aufbau des Portfolios an Produkten und Komponenten.
Investitionen in Entwicklung, Produktion und Vertrieb
„Wir haben im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt rund 63 Mio. € investiert“, sagte Vorstand Maresa Harting-Hertz auf der Jahrespressekonferenz. Ein erheblicher Teil davon floss in das European Distribution Center (EDC) in Espelkamp. Ebenfalls investiert wurde in die Neuproduktentwicklung im HARTING Development Center (HDC) in Rahden. Im HDC werden die Entwicklungskompetenzen mit Fokus auf Industrie 4.0 gebündelt. „Damit haben wir unser Standorte in Espelkamp und Rahden gestärkt“, fasste Maresa Harting-Hertz zusammen. Nicht zuletzt baut HARTING sein globales Produktionsnetzwerk weiter aus und schafft damit die Voraussetzungen für weiteres Wachstum und eine flexiblere und performantere Produktion. „In Espelkamp wurde daher im abgelaufenen Geschäftsjahr die digitale und automatisierte Produktion erweitert“, so Vorstand Andreas Conrad.
Weltweit 341 neue Stellen geschaffen
Das erneute zweistellige Umsatzwachstum und die Investitionen in die Zukunftssicherung hatten einen positiven Effekt auf die Personalentwicklung, wie Vorstand Dr. Michael Pütz erklärte. Die Zahl der Mitarbeitenden (einschließlich Auszubildende) stieg im Verlauf des Geschäftsjahres 2017/18 auf 4.980 (Vorjahr: 4.639). Das entspricht einem Anstieg von 7,4%. Im Inland wurden 77 neue Stellen geschaffen (3,1%), in den ausländischen Produktionsstätten und Tochtergesellschaften 264 Mitarbeitende eingestellt (12,3%). An den deutschen Standorten (Espelkamp, Rahden, Minden) waren damit am 30. September 2018 insgesamt 2.577 Mitarbeitende tätig, im Ausland 2.403.
Aus- und Weiterbildung haben bei der Technologiegruppe seit Jahrzehnten einen hohen Stellenwert. Derzeit werden 150 kaufmännische und technisch-gewerbliche Auszubildende sowie Duale Studenten in 22 Berufen auf ihre künftigen Tätigkeiten vorbereitet. Das 2008 eröffnete und 2015 erweiterte Neue Ausbildungszentrum HARTING (NAZHA) konnte Mitte des Jahres ein kleines Jubiläum feiern. Über 400 junge Leute wurden im ersten NAZHA-Jahrzehnt ausgebildet und alle bestanden ihre Abschlussprüfung.
Engagement in der Region
Die Bedeutung der Technologiegruppe für die Region stellte Vorstand Margrit Harting heraus. Auszeichnungen für Qualität, Produkte und Nachhaltigkeit führte sie ebenso an, wie das lokale und regionale Engagement der Unternehmensgruppe. „Wir müssen uns den Herausforderungen des Wettbewerbs tagtäglich stellen. Dennoch kennen wir unsere Wurzeln und sind dem gesellschaftlichen Engagement verpflichtet“, betonte Margrit Harting. Traditionell engagiert sich HARTING in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung und Jugend, unterstützt und fördert Vereine, Initiativen, Projekte und Veranstaltungen.
Ein besonderes Highlight stellte im vergangenen Jahr das Engagement für die Deutsche Sporthilfe dar. Zwei Benefizspiele zwischen dem TuS-N-Lübbecke und GWD Minden sowie einer Auswahl des Mühlenkreises gegen eine DHB-Allstar-Mannschaft, u.a. mit dem Diskus-Weltmeister und Olympiasieger Robert Harting, erbrachten 51.000 Euro für die Deutsche Sporthilfe zur Förderung von Handball-Projekten.
Herausforderung Digitalisierung
Die Digitalisierung und der technologische Umbau des Unternehmens wird HARTING auch die nächsten Jahre fordern. Alles was vernetzt werden könne, werde vernetzt. „Um in der Branche langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und um auch in den nächsten Jahren zu wachsen, müssen wir alle Prozesse digitalisieren, die notwendig sind“, unterstrich der Vorstandsvorsitzende. Er sieht Bundes- und Landesregierung in der Pflicht, in die digitale Infrastruktur (Stichworte: Breitbandausbau und 5G) zu investieren.
Risiken im Blick
Der Vorstandsvorsitzende Philip Harting sieht die Technologiegruppe gut aufgestellt, dennoch gelte es, die Märkte und konjunkturelle Entwicklung aufmerksam und genau zu beobachten: „Wir haben die Risiken und die Herausforderungen im Blick“. Als Risiken nannte er in diesem Zusammenhang „Handelskriege“, Strafzölle und auch den Brexit. „Die Konjunktur hat sich im vierten Quartal unseres Geschäftsjahres eingetrübt“, führte er weiter aus. In einigen HARTING Geschäftsfeldern setze sich eine Abschwächung fort, die Entwicklung sei heterogen.
Verhalten optimistisch ins neue Geschäftsjahr
Die Zuwachsraten in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahrs 2018/19 sind somit schwächer ausgefallen. „Der Zenit des Wachstums ist überschritten“, machte Philip Harting klar. Die Technologiegruppe rechnet für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 daher nur noch mit einer Umsatzsteigerung von knapp unter fünf Prozent. Der Branchenverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) erwartet beim Elektro-Weltmarkt einen Zuwachs von vier Prozent im kommenden Kalenderjahr.
Titelbild: Der Harting-Vorstand, © HARTING Deutschland GmbH & Co. KG 2018