Während in den Medien oft von verschiedenen Organisationen versichert wird, dass die Vierte Industrielle Revolution (Industrie 4.0) keine Arbeitsplätze kosten wird, behauptet jetzt ein Bericht des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, WEF) mit Sitz in Genf in der Schweiz etwas anderes: Der am 18. Januar 2016 veröffentlichte Bericht sagt voraus, dass Industrie 4.0 gemeinsam mit weiteren sozio-ökonomischen und demografischen Faktoren in den kommenden fünf Jahren die Arbeitsmärkte verändern wird und unterm Strich mindestens fünf Millionen Arbeitsplätze in 15 entwickelten Wirtschaftsnationen und Schwellenländern kosten wird. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen und damit einhergehend von Qualifikationen werden jede Industriebranche und geografische Region treffen, wobei Verluste in bestimmten Schlüsselgebieten durch Arbeitsplatzwachstum ausgeglichen werden können.
Industrie 4.0 bedeutet Entwicklung und Zusammenwachsen bislang getrennter Gebiete wie künstliche Intelligenz und lernende Maschinen, Robotik, Nanotechnologie, 3D-Druck sowie Genetik und Biotechnologie. Dies führt in den kommenden Jahren nicht nur zu weitgreifenden Umbrüchen in Bezug auf Unternehmensmodelle, sondern auch auf den Arbeitsmärkten, für die große Veränderungen vorhergesagt werden in Bezug auf Qualifikationen, die notwendig sind, um in diesen neuen Umgebungen erfolgreich zu sein. Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht, „The Future of Jobs“ (Die Zukunft der Arbeitsplätze), den das Weltwirtschaftsforum am 18. Januar veröffentlichte.
Der Bericht basiert auf einer Umfrage unter den bedeutendsten Personalchefs und Top-Managern von Unternehmen aus neun weitgefassten Industriezweigen und 15 der größten Volkswirtschaften der Welt. Gemeinsam stellen diese Volkswirtschaften 65 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte.
Der Bericht zielt hauptsächlich darauf ab, den Einfluss der wichtigsten Treiber des Wandels zu analysieren und Informationen zum relativen Umfang dieser erwarteten industriellen und geografischen Veränderungen und zum Zeitfenster zu liefern, in dem die erwarteten Veränderungen sich auf Arbeitsplatzbeschreibungen, Beschäftigungsgrade und Qualifizierungen auswirken.
Was die allgemeinen Auswirkungen angeht, so beschreibt der Bericht die Art der Veränderungen in den kommenden Jahren dahingehend, dass bis zu 7,1 Millionen Arbeitsplätze durch Redundanz, Automation oder den Abbau von Vermittlerstellen verloren gehen könnten, wobei die meisten Verluste das mittlere Management und die Verwaltung treffen. Diese Verluste werden voraussichtlich teilweise durch die Schaffung von 2,1 neuen Arbeitsplätzen ausgeglichen, die sich in eher spezialisierten „Job-Familien“ wie Computer, Mathematik oder Architektur und Ingenieurswesen finden.
Hier finden Sie den vollständigen Bericht.
Quelle: „The Future of Jobs“, The Future of Jobs. [Online]. Verfügbar unter: http://wef.ch/22CnI5C. [Zugegriffen: 19-Jan-2016].
Titelbild: WORLD ECONOMIC FORUM/swiss-image.ch, DVYS4496, Valeriano Di Domenico 2016 (http://wef.dc2.orphea.com/en/feature/3754/the-logo-davos-2016/page/1)
Reinhold Clausjürgens
Eine Serie von Artikeln zum Thema Industrie 4.0 finden Sie auch unter http://itk-owl.de/tag/industrie-4-0/