Nach einem starken Umsatzanstieg im vergangenen Jahr wächst das Geschäft mit Produkten und Diensten der Informationstechnologie und Telekommunikation in Europa in diesem Jahr wieder etwas langsamer. Der Auftragseingang im deutschen Maschinenbau ist dagegen erfreulich positiv.
Die ITK-Umsätze in den EU-Staaten werden 2016 voraussichtlich um 0,7 Prozent auf 686 Milliarden Euro zulegen. 2015 hatte das Plus noch 2,9 Prozent betragen. Das teilte der Digitalverband Bitkom auf Grundlage einer aktuellen Studie des European Information Technology Observatory (EITO) mit. Dabei entwickelt sich im laufenden Jahr das IT-Geschäft deutlich besser als der Telekommunikationsmarkt. Die Umsätze mit IT-Hardware und IT-Dienstleistungen sowie Software steigen der Prognose zufolge um 2,7 Prozent auf 388 Milliarden Euro, die TK-Umsätze gehen dagegen um 1,8 Prozent auf 298 Milliarden Euro zurück.
Hardware mit geringeren, Software und IT-Dienstleistungen mit kräftig steigenden Umsätzen
„Nach einer Belebung im Vorjahr sehen wir ein abflachendes Wachstum bei Smartphones und IT Hardware, dazu kommt weiterhin ein starker Preisdruck bei Telekommunikationsdiensten“, sagt Bitkom-Chefvolkswirt Dr. Axel Pols. „Zugleich sorgt die fortschreitende Digitalisierung der Gesamtwirtschaft für kräftig steigende Umsätze bei Software und IT-Dienstleistungen, die um 5 bzw. 3 Prozent zulegen können.“ Während in den südlichen Krisenländern Italien, Portugal und Spanien die ITK-Märkte wieder leicht wachsen, wird in Griechenland mit minus 1,1 Prozent erneut ein Rückgang erwartet. Auch für Großbritannien prognostiziert die Studie mit minus 0,5 Prozent einen schrumpfenden ITK-Markt. Pols: „Nach der Brexit-Entscheidung könnte sich der britische ITK-Markt im Laufe des Jahres noch schwächer entwickeln als bislang erwartet. Das hängt vor allem von den kurzfristigen konjunkturellen Auswirkungen ab. Dabei spielt auch eine Rolle, wie schnell Details zum Austrittsprozess feststehen.“
Die weltweiten ITK-Umsätze werden sich positiv entwickeln
Die weltweiten ITK-Umsätze werden der EITO-Prognose zufolge um 1,8 Prozent auf 3,1 Billionen Euro steigen. Auch hier fällt der Anstieg bei der Informationstechnologie mit 2,6 Prozent auf 1,3 Billionen Euro deutlich kräftiger aus als im Telekommunikationsbereich, der um 1,2 Prozent auf 1,8 Billionen Euro wächst. Im internationalen Vergleich bleibt Indien die am schnellsten wachsende ITK-Nation (plus 6,7 Prozent auf 64 Milliarden Euro), knapp vor der Türkei (plus 6,1 Prozent auf 20 Milliarden Euro). Den größten Umsatzrückgang verbucht Russland (minus 3,3 Prozent auf 32 Milliarden Euro). Der weltweit mit Abstand größte ITK-Markt bleiben die USA. Dort legen die Umsätze um 3,5 Prozent auf 956 Milliarden Euro zu. Für das Partnerland der CeBIT 2017, Japan, erwartet die Studie einen Umsatzrückgang um -0,6 Prozent auf 188 Milliarden Euro. Während dort der IT-Markt bei 88 Milliarden Euro stagniert, sinken die TK-Umsätze um 1,2 Prozent auf 100 Milliarden Euro.
Den Marktprognosen des Bitkom liegen Untersuchungen des European Information Technology Observatory (EITO) zugrunde. Der internationale Vergleich der ITK-Wachstumsraten berücksichtigt insgesamt 35 Länder. EITO liefert aktuelle Daten zu den weltweiten Märkten der Informations- und Kommunikationstechnik. EITO ist ein Projekt der Bitkom Research GmbH in Zusammenarbeit mit den Marktforschungsinstituten IDC und GfK.
Der neue internationale EITO-Marktbericht ist online erhältlich unter www.eito.com/internationalreports
Der deutsche Maschinenbau legt zu
Der Auftragseingang im deutschen Maschinenbau lag im Juni mit einem Plus von 6 Prozent erfreulich über Vorjahresniveau. Die Inlandsbestellungen stiegen um 3 Prozent, die aus dem Ausland um 7 Prozent. Auch im gesamten ersten Halbjahr 2016 war die Entwicklung ordentlich – das Auftragsniveau wuchs insgesamt um 3 Prozent im Vorjahresvergleich (Inland plus 4 Prozent, Ausland plus 3 Prozent). Einzig die Nachfrage aus dem Euroraum schrumpfte (minus 4 Prozent).
„Ein positiver Auftragseingang im ersten Halbjahr sowie eine Auftragsreichweite von konstant knapp 6 Monaten sichern Umsatz und Produktion für die kommenden Monate. Die jüngsten politischen Entwicklungen, darunter Brexit und der Putschversuch in der Türkei, mahnen jedoch zur Vorsicht“, erläutert VDMA Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.
Im Dreimonatsvergleich (April bis Juni) legten die Auftragseingänge insgesamt um real 2 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode zu. Die Bestellungen aus dem Ausland lagen dabei 1 Prozent im Minus, die Inlandsorders legten um 8 Prozent zu.
Titelbild: Dr. Ralph Wiechers, Mitglied der VDMA- Hauptgeschäftsführung, ©Tristan Röster Photography/VDMA 2016